Großer Besucherandrang und viel Sehenswertes am Wochenende der offenen Höfe
Wölfersheim-Berstadt (sto). Als am Samstagnachmittag der Musikverein Reichelsheim auf dem Tanzhof die beiden Tage „Berstadt öffnet seine Höfe“ mit dem ersten Musikstück eröffnet hatte, fragte dessen Leiter Hans-Richard Hitz angesichts des fast leeren Platzes, wo die Berstädter denn seien. Das schienen die so Angesprochenen gehört zu haben. Denn im Laufe der nächsten Stunde belebte sich nicht nur der Tanzhof, sondern auch die vier Straßen beziehungsweise Abschnitte, die als Festmeile dienten.
Musik war an beiden Tagen Trumpf. Nach dem Musikverein Reichelsheim spielten am nächsten Tag zur Eröffnung die New Orleans Joy Makers sowie später die Drumband Wölfersheim und zur Samstagsabend-Party die Stimmungskapelle Sunbow bis Mitternacht vor rund 500 Besuchern.
Zahlreich waren auch die Besucher, welche die 61 Stationen an den Nachmittagen besuchten. Auch hier erklangen Töne der verschiedensten Gruppen. Beim Lokal Berstädter Hof, der zum Tanzhof umgesiedelt worden war, sorgte Helmut für Unterhaltung. Nur zwei Höfe davon entfernt präsentierte sich der Bluesharmonika-Treff. In unmittelbar Kirchennähe stellten sich die Zwiebelzüchter vor, wozu Anja und Harald aufspielten. Das Berstädter Blasorchester war am Stand des TV in der Vorstadt zu hören und die Old Socks Bluesband in der Bismarckstraße vor den Höfen, wo der Sport-, Carnevalverein, der Bauwagen, der Schäfer-, der Ein-Loch-Golf- und der Schiclub sich eingerichtet hatten. Letzterer bot am Sonntag ein Fahrt durch die benachbarten Felder mit dem Birklarer Pferdekutsche von Klaus Schneider an.
Die Musik vergangener Jahrhunderte in die Zeit Richtung Berstädter Ersterwähnung erklangen von Signum Kairos mit Dudelsäcken und Trommeln. Hier in der Dorfmitte drehte sich für die kleinsten Besucher auch ein Kettenkarussell. In Sichtweite begeisterte die Magic-Colors-Tanzformation. Zudem brachten die Danze-Liut aus Büdingen historische Tänze dar. Am Tanzhof unter den acht Linden hatte der Clan of Donoghue sein Zeltlager ab Freitagnachmittag aufgeschlagen. Der Geschichtsverein Büdingen zeigte in der Scheune hinter dem Hof, der auch seine Speisekarte historisch gestaltet hatte, auf Schautafeln das Leben des Mittelalters auf. Im Nachbargebäude, einer einstigen Kegelbahn, präsentierte Rainer Lember die Fotoausstellung über die bisherigen Veranstaltungen „1200 Jahre Berstadt“.
Zwei Türme prägen den Ort
Vielseitig war das Programm der Kirchengemeinde, die in Bezug zum Berstädter Wahrzeichen, dem Kirchturm, ein Kistenstapeln für die Jüngsten anbot. Der zweite markante Turm, der Wasserturm, war geöffnet. Hier informierte der Arbeitskreis Dorfentwicklung. Gesanglich präsentierten sich die Berschdbacher und der Gesangverein Eintracht Berstadt mit seinen beiden Chören und Gästen aus Nieder-Wöllstadt.
Direkt gegenüber war ein Hufschmied eingezogen und zeigte sein Handwerk. Zu den Ausstellern, denen man auch weitgehend bei ihrer Arbeit zuschauen konnte, gehörten die örtliche Restaurierungswerkstatt, Holzhandwerk, eine Kalligraphie-Schreibwerkstatt, eine Gutenberg-Druckerpresse, ein Seiler, ein Steinmetz, ein Stuhlflechter, ein Schmied, ein Küfer, ein Drechsler und ein Korbflechter. Zu Gast war auch der Dauernheimer Mühlenverein mit seinen Exponaten.
Den Blick auf die Natur warfen die Jäger und die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald mit verschiedenen Aktionen, wobei auch kritisch hinterfragt wurde, ob aus unserer Region nicht zu viel Grundwasser für die Region Frankfurt entnommen wird. Eindrucksvoll spielten am Sonntag die Jagdhornbläser auf.
Spinnvorführungen, eine Energieberatung der Gemeinde in Verbindung mit dem Museum, Angebote an Marmeladen, Naturseifen, Ölen, Weidenprodukten, Kräutern, Nadelfilztechniken, Trachtenschmuck, eine Malerausstellung, Stick- und Klöppeleien sowie Vogelhäusern rundeten das Programm ebenso ab wie die Stände des Kindergartens mit Basteleien, der Landfrauen mit Eisdiele und des Kleintierzuchtvereins mit seinen Tieren.
Vorführungen mit einer historischen Ausstattung von 1904 zeigte die Feuerwehr. Historisch waren auch die Ausstellungen von Autos und über 20 Traktoren sowie die Dreschvorführungen des Historischen Landmachinenvereins Wetterau. Ein eindrucksvolles Ereignis war am Samstagabend eine Feuervorführung des zur Berstädter Regenbogengemeinschaft gehörenden Duos Fruego mit Prahavi Starck und Moni Stein mit Trommelbegleitung vor 500 Gästen.


 

Nach "Berstadt öffnet seine Höfe" wird bereits für das Kreiserntedankfest geplant
Wölfersheim-Berstadt (sto). Nach dem Kassensturz am Montag und einer ersten Nachbetrachtung zeigten sich alle beteiligten Vereine von der Resonanz der beiden Tage "Berstadt öffnet seine Höfe" zufrieden. Der Rechner des Vereins "1200 Jahre Berstadt ", Michael Geh, sprach von über 3000 Besuchern, die an den beiden Tagen auf dem etwa 1,3 Kilometer langen Rundkurs mit 61 Ständen flaniert waren.
Auch Feuerwehr-Vorsitzender Michael Käs zeigte sich mit dem Ablauf zufrieden: Die Sperrung des Dorfkerns und die Parkplatzzuweisungen der Gäste seien ohne Probleme vonstatten gegangen. "Hier gilt unser Dank besonders den anderen Wehren aus der Gemeinde Wölfersheim. Ohne deren Hilfe wäre eine solche Großveranstaltung verkehrsmäßig nicht zu bewältigen gewesen." Käs blickte bereits auf das nächste Großereignis im Ort anlässlich der Ersterwähnung vor 1200 Jahren: "Wenn das Kreiserntedankfest am 10. September in Berstadt stattfindet, werden wir dies auch problemlos stemmen." An diesem zweiten Septembersonntag sei lediglich eine der vier vom Sonntag gesperrten Straßen den Fußgängern vorbehalten; und zwar die untere Licher Straße mit dem Tanzhof bis zur Einmündung der Ludwigstraße.
Nicht nur Honigproduzenten
Auf das Kreiserntedankfest wurde am Samstag und Sonntag nicht nur mit Plakaten an Ständern hingewiesen. Auch einzelne Stände hatten die Landwirtschaft im Zeichen des Wandels thematisiert. So präsentierten im Hof der Familie Jäger in der Licher Straße die Berstädter Imker ihre Arbeit. Hier wurde nicht nur Bienenhonig in seinen Facetten vorgestellt, sondern auch der Stellenwert der summenden Insekten für unsere Umwelt erläutert. Die Besucher erfuhren, dass die Bienen nicht nur Produzenten des Honigs sind. Sie tragen entscheidend zur Artenvielfalt bei. Von ihren Bestäubungsleistungen würden auch rund 85 Prozent der landwirtschaftlichen Erträge mit einem jährlichen Umsatzvolumen von etwa zwei Milliarden Euro in Deutschland abhängen.
Die Natur war auch das Thema im Hof Dieffenbach in der Oberpforte. Dort hatten die Jäger und der Ortsverein Nidda in der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, in der zahlreiche Berstädter Bürger Mitglieder sind, ihr Domizil. Deren Ortsvereinsvorsitzender Wolfgang Eckhard war mit den Besucherzahlen im Hof sehr zufrieden und erläuterte: "Wir haben mit kleinen Spielen und einem Ratequiz primär die jüngsten Besucher angesprochen und wollten ihnen die Komplexität unserer Natur vermitteln. Ich denke schon, dass wir zahlreichen Besuchern aller Altersgruppen Denkanstöße mit nach Hause gegeben haben."
Wild auf dem Speisezettel
Mitten im Ort, wo sich die Besucher besonders dicht drängten, stehen acht große Linden am einstigen Kriegerdenkmal. Dort hatte von Freitagnachmittag bis Sonntagabend der Clan of Donoghue seine Zelte aufgeschlagen und vermittelte mittelalterliche Atmosphäre. Was bei dem Clan auf keltische Wurzeln hinweist, sei ähnlich in Berstadt vor 1200 Jahren gehandhabt worden. Um den Speisezettel mit Wild zu bereichern, war der richtige Umgang mit Pfeil und Bogen notwendig. Die Grundfähigkeiten dieser Essensbeschaffung konnten die Besucher im Schatten der acht Linden erleben.
Zum Ausklang der beiden Tage spielten in den letzten Festtagsstunden am Sonntag die Wettertaler Musikanten am Tanzhof auf, ehe die Aufräumarbeiten, die sich auch am ganzen Montag hinzogen, diese Veranstaltung im 1200-Jahr-Reigen beendeten.


 

Viertägige Kirmes in Berstadt dank spätsommerlichem Wetter bestens besucht
Wölfersheim-Berstadt (sto). Kirmes geht auf die Kirchweihe zurück. Und diese Weihe fand statt, falls eine Kirche erstmals benutzt oder nach einer Renovierung wieder in Dienst genommen wurde. An diesen Ursprung der Kirmesfeste erinnerte Berstadts Ortspfarrerin Kerstin Tonn anlässlich des Gottesdienstes im Rahmen der viertägigen
Kirmes am Sonntag in der Mehrzweckhalle. Und diese Kirmes war mit Blick auf die 1200-Jahr-Feier des Wölfersheimer Ortsteil etwas ganz Besonderes.
Einen Schluck Bier genehmigte sich die Pfarrerin auch, als sie den rund 100 Gottesdienstbesuchern zuprostete, die das Angebot gerne wahrnahmen und sich in dem zur Kirche umfunktionierten Saal der Mehrzweckhalle zuprosteten. In ihrer Predigt sprach die Pfarrerin speziell die rund 20 Vertreter Kirmesburschen und -mädchen an: "Ihr als Organisatoren dieser Tage seid der Hoffnungsträger zur Erhaltung dieser alten Tradition. Die Kirmes fördert den Zusammenhalt des ganzen Ortes." Zu den Besonderheiten des Gottesdienstes gehörte auch das "Vaterunser" sowie das Lied "Liebster Jesus wir sind hier" jeweils auf Oberhessisch. Als Organistin Daniela Müller zum Abschied das Lied "Die Fischerin vom Bodensee" anspielte, erlebte Berstadt einen seiner lebendigsten Gottesdienstmomente. Nicht nur, dass jeder Besucher sang und klatschte, einige Kirmesburschen trieb es zum Ausklang des Berstädter Kirmesgottesdienstes sogar auf Stühle und Tische.
In diesem Jahr war der Kreis der Kirmesburschen und -mädchen besonders groß. 67 Personen sorgten für eine gelungene Kirmes im Jubiläumsjahr zur 1200-Jahr-Feier – und dies gelang. Das spätsommerliche Wetter animierte an den vier Tagen sicher den einen oder anderen zusätzlichen Besucher auf dem Kirmesplatz mit seinen beiden Karussells und den fünf Buden. Zudem herrschte auch emsiges Treiben bei den drei Livemusik-Veranstaltungen in der Mehrzweckhalle. Am Samstagabend und am Montag spielte die Gruppe P.A.C.E. aus Nidda. Den Familien-Sonntagnachmittag machte das Blasorchester des TV 06 musikalisch. Zum Auftakt hatte es am Freitag einen Discoabend gegeben.
Aber auch in den Dorfstraßen abseits des Kirmesplatzes kam Stimmung auf. Am Freitag schlängelte sich ein kleiner Zug mit dem Blasorchester, den Kirmesburschen und
-mädchen sowie dem über 15 Meter hohen Kirmesbaum durch den Ort, wo nach dem Baumstellen Bürgermeister Rouven Kötter das Fass Bier anstach. Kötter, der Vereinsgemeinschaftsvorsitzende Wilfried Klein und die vier Vorsitzenden der ausrichtenden Vereine TV, KSV, Gesangverein und Feuerwehr kosteten zuerst, bevor auch die Gäste etwas abbekamen. Am Montag bewegte sich ein zweiter Zug durch Berstadts Straßen. Bei diesem Weckruf wurden Geschäfte und Lokalitäten für einen kleinen Imbiss mit Umtrunk angesteuert, bevor es zum Frühschoppen zurück in die Mehrzweckhalle ging.

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